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Tibet Statue
Ursprünge der Buddha-Darstellung
Wie in der christlichen Kunst, kennt der Buddhismus in seiner Frühphase keine bildlichen Darstellungen. Auch die Hochphase des Buddhismus mit dessen Verbreitung im asiatischen Raum seit dem dritten vorchristlichen Jahrhundert nahm immer noch von der Visualisierung göttlicher Gestalten Abstand. Erst ab dem ersten nachchristlichen Jahrhundert sind Darstellungen Buddhas aus Nordindien bekannt. Stein-, Holzskulpturen und Reliefs begannen fortan Figuren des Buddhismus darzustellen und ihre Geschichten zu erzählen. Bis ihre Verbreitung den Himalaja-Raum, insbesondere Nepal erreichte, wo sich bereits eine Tradition des Kunsthandwerks in Metall entwickelt hatte und sie fruchtbar in den Dienst der sakralen Kunst stellte.
Die hohe indische Kunst der Gupta-Periode (320-475) traf hier auf ein herausragendes handwerkliches Können und bescherte der nepalesischen Kunst vor allem der Licchavi-Periode (300-879) eine Glanzzeit. Es entstanden zunächst Skulpturen und Reliefs in Holz, Stein, dann zunehmend in Metall, wobei sich während der Entwicklung der Ästhetik dieser Zeit allmählich Darstellungstypen von hoch anspruchsvollen Qualitäten herausbildeten.
Kunst in Metall

Bairav mit Shakti
Einen Höhepunkt erreichte diese Kunst im Tempel Jokhang, der im 7. Jahrhundert in Tibet entstand. Er wurde für eine Buddha-Figur errichtet, die Prinzessin Bhrkuti in ihrer Mitgift aus Nepal mitbrachte, als sie den tibetischen König Songtsen Gampo (618-649) heiratete. Danach folgten politisch instabile Zeiten, die für die Kunst nicht gerade förderlich waren. So konnte sich ihre Entwicklung erst wieder seit dem 11. Jahrhundert fortsetzen und geniesst seit dem hohes, zunehmend weltweites Ansehen. Die früh ausgebildeten Darstellungsformen begründeten eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat.
Themen und Motive
In den tibetischen Skulpturen werden fast ausschließlich Götter und Göttinnen dargestellt, die sowohl der buddhistischen wie auch der hinduistischen Tradition entstammen. So beispielsweise Amitabha, der Buddha des unendlichen Lichtes, Ganesh, der elefantenköpfige Hindu-Gott der Weisheit und des Lernens, Buddha selbst oder auch Shiva, einer der wichtigsten Hindu-Götter. Ihre Darstellungsweise und ihre Attribute haben sich aus ihrer Wirkungsweise entwickelt und greifen auf eine Jahrtausende alte Symbolik zurück.
Technik und Herstellung

Ganesh
Da jede Gussform jeweils nur einmal verwendet werden kann, geht es stets von Beginn an um die Herstellung eines Unikats. Mit Hilfe traditioneller Werkzeuge wird zunächst die Figur in Wachs modelliert. Anschließend trägt der Kunsthandwerker mehrere Lagen Ton auf und lässt die Form mehrere Wochen lang an der Sonne trocknen. Im nächsten Schritt wird das Wachs heraus geschmolzen und der so entstandene Hohlraum mit flüssigem Metall ausgefüllt. Sobald das Metall erhärtet ist, kann die Form zerschlagen und die Figur herausgenommen werden.
Die in Metall gegossene Figur ist zunächst sehr grob erfasst. Alle fein ziselierten Details werden erst danach mit dem Meißel in das harte Metall gehauen. Es ist eine überaus mühsame Arbeit, die bis zu einer Woche dauern kann. Anschließend folgt je nach gewünschter Erscheinungsform das Bearbeiten der Oberfläche oder Polieren in mehreren Arbeitsgängen. Einzelheiten können dann noch mit ikonografischen Bemalungen ergänzt oder mit Halbedelsteinen ausgeschmückt werden. Vergoldung wird in der Regel nur bei Kupferfiguren verwendet.
Mehr zur Herstellung

Yamantaka mit Shakti
An Materialien werden für die besten Figuren Kupfer verwendet. Daneben wird auch Messing und Bronze oder Mischungen eingesetzt. Solange alles von Hand gemacht wird, kann man davon ausgehen, dass alle beteiligten Metalle nicht hundertprozentig "rein" sind.
Nur die besten und teuersten Figuren werden vergoldet. Für die Vergoldung gibt es zwei Methoden, die in Nepal mit "gold-plated" und "gold-gilded" bezeichnet wurden. Das weniger aufwendige Verfahen ist die "gold-gilded" Methode, bei der die Goldauflage mit einem Quecksilberverfahren auf das Metall appliziert wird. Dies erzeugt einen sehr hellen Goldton, der irgendwie nach "Narrengold" aussieht. Das "gold-plated" Verfahren resultiert dagegen in einem warmen, satten Goldton. Bei "gold-plated" werden hauchdünne Goldfolien appliziert und durch Feuer mit dem Kupfer verschmolzen. Dieses Verfahren, das man am besten durch "feuervergoldet" übersetzt, ist nicht nur aufwendiger, sondern der Goldverbrauch ist dabei auch höher.
Tips für Sammler

Statue aus Nepal
Am Markt für tibetische/nepalesische Figuren waren aber schon deutliche Veränderungen zu sehen. Für den Durchschnittstouristen wurden auf den Straßen billige Figuren angeboten, die aus indischen Massenproduktionen kamen, bei denen beliebig viele Figuren aus festen Formen gegossen werden können.
Bessere Stücke wurden in den zahlreichen Läden und Hotel-Arkaden angeboten. In den wenigen Jahren meiner diversen Trips nach Nepal von Ende der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre waren auch bei diesem Angebot Veränderungen festzustellen, deren Geschwindigkeit dem heutigen Markt für "Handys" alle Ehre machen würden. Touristen bevorzugten ruhigere Motive wie die Sitzende Tara oder den "Stehenden Buddha". Viel-armige Schreckensgottheiten in inniger Umarmung mit "Shakti" waren eher Ladenhüter. Somit war es nur zu verständlich, dass die Händler bei den Newari Handwerkern die "einfachen" Figuren in Auftrag gaben.
Aufwendig gearbeitete Figuren waren zu Beginn der achtziger Jahre nur noch schwer zu bekommen. Die besten Chancen hatte man im Umkreis der außerhalb Kathmandus gelegenen weniger bedeutenderen Sehenswürdigkeiten zu denen nur selten Touristengruppen kamen.
Auch bei den Figuren gibt es natürlich Unterschiede in der qualitativen Ausführung. Wie bei den tibetischen Thangkas empfehle ich auf die Ausführung der Hände und der Füße zu achten. Bei hochwertigen, Feuer-vergoldeten und mit Halbedelsteinen versetzten Figuren, sind qualitative Unterschiede aber gering. Da das Handwerk nur von wenigen Familien - und das immer seit Generation - ausgeübt wird, ist für teure Figuren auch ein hoher Qualitätsstandard gewährleistet.
Dieter Wanczura