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Dies ist ein begleitender Text von artelino zu einem Video das vom "Carpet and Wool Development Board of Nepal" produziert und artelino dankenswerterweise von "Nepal Carpet Industries" zur Verfügung gestellt wurde. Das Video ist insgesamt 13 Minuten lang. Sie sehen dabei den arbeitsintensiven Vorgang der Herstellung von Teppichen in Nepal nach alten tibetischen Verfahren.
Die Geschichte eines Teppichs aus Nepal
Das Video erfordert keine Englisch Kenntnisse. Es ist in die nachfolgenden Kapitel eingeteilt, die jeweils einen Arbeitsschritt zeigen. Mit den Texterläuterungen möchte ich den Film mit meinen eigenen Erfahrungen kommentieren.
Das Kardieren der Wolle
Das Kardieren dient der Vorbereitung der Wolle zum Spinnen. Das Video zeigt das Kardieren von Hand. Maschinelles Kardieren ist heute aber auch in Nepal mehr verbreitet. Maschinelles Kardieren ergibt sogar eine etwas weichere Wolle. Von Hand kardierte Wolle ist im Preis geringfügig billiger.
Unter Qualitätsgesichtspunkten ist der maschinell kardierten Wolle der Vorzug zu geben. Die von Hand kardierte Wolle hat den Vorteil, dass damit mehr Menschen eine Verdienstsmöglichkeit gegeben wird.
Das Spinnen der Wolle
Das Spinnen wird noch von Hand gemacht. Aber auch maschinelles Verspinnen ist geläufig. Das Spinnrad, das Sie im Video sehen, wird "charkha" genannt. Mit dem Spinnen wird die Dicke des Fadens und damit die Knüpfdichte des Teppichs festgelegt.
Das Färben der Wolle
Synthetische Farben (Anilin Farben) haben schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts begonnen in Tibet die Natur-/Pflanzenfarben zu ersetzen. Heute werden fast alle Teppiche mit Anilin Farben hergestellt. Pflanzengefärbte Teppiche sind aber durchaus noch möglich. Allerdings ist das Farbspektrum beschränkt und sehr kräftige Farben, wie die Tibeter sie lieben, sind nicht mehr ohne weiteres erhältlich.
Nach dem Färben wird das Garn in der Sonne für circa 4 Tage bei schönem Wetter getrocknet. Das geschieht zumeist auf den Flachdächern der nepalesischen Häuser.
Knüpfen
Die tibetische Knüpftechnik ist einzigartig in der Welt und unterscheidet sich vom persischen und türkischen Knoten komplett. Der tibetische Knoten ermöglicht ein schnelleres Knüpfen und außerdem einen dickeren Flor. Dieser dicke, sanfte Flor macht die Tibeter Teppiche so einmalig und sogar bei den Leuten begehrt, die sich für einen persischen Teppichen nicht begeistern können.
Das Knüpfen der Teppiche geschieht auch heute noch überall in Nepal ausschließlich von Hand - im Gegensatz zu den Teppichen aus China, die inzwischen fast immer Maschinen-produziert sind.
Ich glaube nicht, dass sich daran so schnell etwas ändern wird solange Nepal eines der ärmsten Länder der Welt bleibt. Die maschinelle Produktion käme bei den extrem niedrigen Lohnkosten einfach zu teuer. Traurig, aber wahr.
In dem Film sehen Sie die Benutzung der Woll-Knäuel, eines Eisenstabs, eines Hammers, eines Kamm-Schlägers und von Scheren. Dies sind die Werkzeuge für die einzigartige tibetische Knüpftechnik. Die Herstellung der Teppiche wird in Nepal entweder in kleineren Manufakturen oder als Familienbetrieb praktiziert. Wenn Sie durch die Tibeter Viertel im Großraum von Kathmandu spazieren gehen, können Sie oft den typischen Klang des Hämmerns von oben gegen den langen metallenen Stab hören.
Die Tibeter verwenden als weitere Besonderheit einen vertikalen Webstuhl. Auch das findet man in keinem anderen Teppichknüpf-Land.
Im Video ist auch gut zu sehen, dass die Knüpfer den "Architekturplan" für das Teppichmuster vor sich angebracht haben. Damit wissen Sie in etwa wann Sie die Farbe und damit das Wollknäuel wechseln müssen. Sie können sich sicher vorstellen wie viel Geschick und Erfahrung es erfordert ein altes, traditionelles Muster mit reichhaltigen Elementen zu knüpfen - im Vergleich zu einem modernen Muster. das oft nur aus einem einfachen Randmuster und sonst nichts besteht.
Waschen und Trocknen
Nach dem Knüpfen werden die Ränder mit einer besonderen Technik fixiert. Und anschließend wird der Teppich gewaschen und in der Sonne getrocknet.
Seltsamerweise wird diese Arbeit immer von Männern gemacht. Frauen habe ich dabei noch nie gesehen. Sehr wohl habe ich aber hin und wieder Männer beim Knüpfen vor einem Webstuhl gesehen.
Dehnen
Der abschließende Arbeitsvorgang stellt sicher, dass der Teppich bei Ihnen zu Hause flach am Boden aufliegt. Dies ist vor allem für größere Teppiche wichtig. Die gab es im alten Tibet kaum. Sie wurden erst ab den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts für den westlichen Bedarf angefertigt.
Trimmen - Konturen schneiden
Beim Trimmen wird entlang den Randlinien der Muster mit einer Schere leicht in den Wollflor geschnitten. Dies gibt dem Teppich ein reliefartiges, quasi dreidimensionales Aussehen. Es lässt auch die Linien zwischen den Mustern klarer und deutlicher erscheinen. Auf Kundenwunsch kann das Trimmen auch weg gelassen werden. Ich persönlich finde, dass durch das Trimmen der Teppich wesentlich besser aussieht.
Traditionelle oder moderne Muster
Der Film zeigt zumeist moderne Muster. artelino bietet Ihnen nur traditionelle Designs von circa 90 mal 180 Zentimetern. Diese Muster werden exklusiv für uns nach alten Vorlagen gefertigt.
Dieter Wanczura
(Mai 2009)